Heimat ist kein Ort

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Vor einigen Tagen waren wir bei meiner Mutter zu Besuch. Dort, wo ich aufgewachsen bin und fast mein halbes Leben gewohnt habe. An diesem Tag haben wir einen Spaziergang in die entgegengesetzte Richtung gemacht, als sonst üblich. So war ich wieder einmal auf den Spuren meiner Vergangenheit und unzähliger Erinnerungen. Und ich durfte erneut deutlich feststellen: Heimat ist kein Ort.

Für mich persönlich ist Heimat ein Gefühl, gespickt von unendlich vielen Erinnerungen und einer ganzen Menge Geschichten!

Zu jedem einzelnen Bild könnte ich die eine oder andere Geschichte erzählen. Diese Geschichten wären zum Teil sehr lustig, manchmal etwas traurig und hin und wieder wohl auch für manchen sehr erschreckend, da es teilweise gefährliche Situationen gab.

Wir spazierten Richtung Bahnhof. Dieser liegt ganz unten im Tal des Ortes und gehört zur Württembergischen Schwarzwaldbahn. Es ist kein echter Bahnhof, sondern einfach nur ein Haltepunkt.  Am 16. Januar 1889 hielt erstmals ein Zug in Höfingen an. Für die Bewohner des kleinen Dorfes war es damals wohl ein unglaublicher Wow-Moment.

Eine gewisse Zeit musste ich früher täglich vom Oberdorf ins Unterdorf hinunter ins Tal zum Bahnhof laufen und wieder Retoure – bei Wind und Wetter. Natürlich konnte man sich viel besseres vorstellen, aber es war völlig normal!

Heimat ist kein Ort – es ist ein Gefühl

Auf dem Spaziergang hatte ich das Gefühl, als wäre in den Gässchen, auf den Brücken und dort unten im Tal die Zeit einfach stehengeblieben – alles war vertraut. Vor meinen inneren Augen entstanden Bilder der Vergangenheit. Es war schön, es ging tief und berührte mich sehr!

Auf meinem Weg ging ich gedanklich durch, welche Läden es damals in meiner Kindheit in diesem kleinen Dörfchen gab. Und WOW… ich kam schon allein auf sieben Gaststätten, drei Metzger, drei Friseure, zwei Bäcker, zwei Lebensmittelläden, ein Schreibwarenladen, zudem ein Schuhgeschäft, ein Schmuckgeschäft, ein Elektrogeschäft, ein Farbengeschäft, ein Haushaltswarengeschäft, ein Tante-Emma-Laden, eine Apotheke, verschiedene Ärzte, zwei Tankstellen und noch einige Läden mehr.

Zum Freizeitausgleich gab es Sportplätze, Tennisplätze, verschiedene Vereine, sogar ein Freibad und im Wald einen damals gerade in Mode gekommenen Trimm-Dich-Pfad. Zudem bis vor der C-Krise noch unzählige kleine, aber gemütliche Feschtle (Feste) der verschiedenen Vereine.

Meine Erkenntnis: uns hat es in diesem kleinen Dorf wirklich an gar NICHTS gefehlt! Und wieder einmal wurde mir sehr bewusst, dass für mich ein Leben in der Stadt fernab meiner Vorstellung ist. Ich brauche es gemütlich, klein, überschaubar und fernab von Trubel und Lärm und mit viel Natur.

Je kleiner das Dorf, desto schöner finde ich es! Warum? Nun, es ist noch viel mehr ein miteinander möglich und tatsächlich vorhanden. Je größer der Ort, desto mehr nebeneinander leben und heute vielfach sogar ein gegeneinander leben.

Wir sind durch das Glemstal gelaufen, vorbei an Tennis- und Sportplatz, in Richtung Freibad (inzwischen e.V. betrieben) und Jugendhaus. Dort entlang, wo sich die Glems (Nebenfluss der Enz) im Laufe der Jahrtausende tief in das Gestein eingeschnitten hat.

Der Ort selbst liegt über dem Tal und sitzt quasi auf dem Gestein und man entdeckt auch überall die steilen Felswände, wenn sie nicht gerade von Knöterich überwachsen sind.

Entlang des Radweges im Glemstal kann man viele verschiedene Lebensräume wie Wiesen, Auwälder, sowie Streuobst- und Trockenwiesen entdecken. Im Grunde können hier zu jeder Jahreszeit unzählige Pflanzen- und Tierarten entdeckt werden.

Am Ende des Tages konnte ich ein sehr schönes, tiefes Gefühl mitnehmen und erinnerte mich an einen Satz aus meiner Kindheit von meiner Mutter, der lautet: Du kommst aber heim, wenn es draußen dunkel wird!

JA… früher kamen wir nur nach Hause, wenn wir vielleicht patschnass, zu schlammig, oder sehr hungrig oder durstig waren. Okay, manchmal auch wegen einem offenen Knie, oder weil wir vor lauter SPIELEN vergessen haben, rechtzeitig pinkeln zu gehen.

Vielleicht konnte ich mit diesem Beitrag auch in Dir ein paar schöne Erinnerungen und Geschichten deiner Vergangenheit, oder zum Thema Heimat zum Leben erwecken.

Liebste Grüße, Naturbonbon ❀

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